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Der Gottesname im Neuen Testament
 
 
von Titus Vogt

Es stellt sich die Frage, warum das NT in allen uns erhaltenen Abschriften und durchgängig in allen AT-Zitaten anstelle von "Jahwe" "Kyrios" (= "Herr") schreibt.

Der Gebrauch des Gottesnamens bei Jesus

Für die Zeugen Jehovas (in Folge: ZJ) ist es klar, daß Jesus den Namen Gottes ausgesprochen und benutzt hat. Die Argumente dafür scheinen mir aber alles in allem sehr dünn zu sein.

Da wird zunächst Jesu Auseinandersetzung mit den Pharisäern in Mt 15,1-9 erwähnt. Aufgrund der Verurteilung der pharisäischen Überlieferungen durch Jesus sei es "höchst unvernünftig, zu schlußfolgern, daß er und seine Jünger sich in dieser Angelegenheit von den Vorstellungen der Pharisäer ... leiten ließen." Aber worum ging es denn in Mt 15 genau? Es ging um die Satzung der Pharisäer, sich vor dem Essen die Hände zu waschen. Und wie antwortet Jesus? Er sagt nicht, daß das eine sinnlose und gottwidrige Anordnung sei. Jesus antwortet vielmehr mit einer Gegenfrage und geht somit auf die Ausgangsfrage nicht direkt, sondern nur indirekt ein. Das Problem war doch, daß die Satzungen der Pharisäer ganz allgemein den Status von göttlichen Gesetzen erlangt hatten bis dahin, daß man bei der Befolgung mancher Satzungen direkt Gottes Gebote verletzte. Jesus weigert sich also, daß die Pharisäer seinen Jüngern im Prinzip Vorschriften machen wollen. Aber Jesus sagt nicht, daß es falsch wäre, sich nach der konkreten Satzung "vor dem Essen Hände waschen" zu richten. Vielleicht hat er nach dem Gespräch mit den Pharisäern dies seinen Jüngern sogar gesagt, vielleicht so: "Hände waschen vor dem Essen ist zwar kein ausdrücklich von Gott formuliertes Gebot und es wird auch nicht dadurch zum Gebot, wenn es die Pharisäer anordnen, aber es ist trotzdem sehr sinnvoll. Es trägt in besonderer Weise zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem uns von Gott anvertrauten Körper bei. Es schützt uns vor Krankheiten ..." Es hilft also nicht, einfach zu zeigen, daß eine bestimmte Handlung pharisäischen Satzungen entsprach - und sie somit für falsch zu erklären. Man ist gezwungen, dies differenzierter zu betrachten - andernfalls dürfte man sich vor dem Essen auch keine Hände mehr waschen.

Als nächstes Argument werden eine Reihe von Stellen erwähnt, wo Jesus vom "Namen Gottes" oder vom "Namen meines Vaters" redet. Was besagen diese (alles in allem nicht wenigen) Stellen denn? Gerade die Tatsache, daß Jesus vom "Namen" geredet hat und in diesen Fällen eben nicht "Herr" oder "Jahwe" gesagt hat, zeigt doch, daß er in diesem konkreten Fall sehr wohl in jüdischer Tradition stand, die damit per Definition nicht prinzipiell falsch sein kann (weil Jesus ja sündlos war [2Kor 5,21; Hebr 4,15]). Bei den Juden war und ist es üblich anstatt Jahwe von "Herr", "Gott" oder eben auch von "dem Namen" zu reden. Besonders deutlich wird dieses Rücksichtnehmen auf die jüdische Tradition auch im Matthäusevangelium, welches ja im besonderen (ursprünglich) für Juden geschrieben wurde. Besonders dort kommt das "passivum divinum"1 (das "göttliche Passiv") vor: Statt des Gottesnamens steht das Passiv, z.B. in Mt 5,4 "Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden" (d.h. da ist einer [= Gott], der sie trösten wird).

Zudem ist es ja durchaus nicht so, daß wir nur auf Schlußfolgerungen angewiesen wären, was Jesus seinen Jüngern gesagt habe (z.B.: er hat ihnen den Namen des Vaters offenbar gemacht könne nur heißen, er hat ihnen gesagt: "der Vater heißt Jahwe"). Wir haben eine klare Anweisung, wie Jünger Jesu Gott anreden sollen: "Vater (im Himmel)". Dies findet sich sowohl als Anweisung (Mt 5,9) als auch als Aussage von Jesus (allein 14 Mal in der Bergpredigt: in Mt 5,16.45.48; 6,1.4.6.8.14.15.18.26.32; 7,11.21). "Vater" war also die ganz normale und übliche Anrede von Jesus für Gott. Und genauso handhabten es später die Jünger (z.B. Röm 1,4; 8,15).

Wenn nun Jesus in Joh 17 davon redet, daß er den Jüngern "deinen Namen" offenbart hat, meint er doch zunächst, daß er ihnen Gott selbst offenbart hat, wer Gott ist, daß er z.B. ihr Vater ist, daß er sie liebt, daß er sie erretten will usw. Das ist die Aussage von Joh 17,6. Dort steht nichts davon, daß Jesus gesagt hat: "Gott heißt Jahwe". Vielleicht hat er das. Aber das steht hier nicht. Und vom Zusammenhang her ist das auch überhaupt nicht das Thema des Gebetes. Besonders deutlich wird das dann bei Joh 17,11+12. Jesus redet davon, daß er die Jünger "in deinem Namen erhalten" hat. Aber gerade diese Aussage hat doch überhaupt nichts mit den Buchstaben des Gottesnamens zu tun. Es geht doch darum, daß Jesus dafür gesorgt hat, daß die, die ihm der Vater gegeben hat, auch bei und in ihm bleiben, sprich errettet bleiben. Am Ende von V. 12 sagt Jesus unmißverständlich: "keiner von ihnen ist verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt würde." Errettung und Erhaltung im Glauben - das ist hier das Thema und nichts anderes. Genauso verhält es sich mit V. 26 wenn Jesus sagt, daß er "deinen Namen" kundgetan hat, "damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen." Es geht also um die Liebe Gottes. Es geht nicht darum, daß Jesus den Jüngern den Gottesnamen buchstabiert hat. Damit das genannte Ziel erreicht wird, muß Jesus den Jüngern die Liebe Gottes erklären - und auch hier geht es letztlich wieder um "in Jesus bleiben".

Angesichts dieser Überlegungen ist es für mich durchaus nicht "sicherlich" so, daß Jesus beim Vorlesen aus dem AT den Gottesnamen ausgesprochen hat, im Gegenteil. Jesus hat immer vom "Vater" oder von "deinem/seinem Namen" geredet. Die Evangelien bezeugen uns nicht eine einzige Stelle, wo Jesus gesagt hat: "Der Name lautet Jahwe (o.ä.)". So bleiben für die Argumentation nur die Zitate aus dem AT, in denen der Gottesname vorkam. Aber gerade angesichts des Befundes ("Vater", "dein Name", "passivum divinum") scheint es mir weit logischer/sicherer zu sein, daß Jesus an den entsprechenden Stellen tatsächlich anstatt "Jahwe" "Adonaj" bzw. "Elohim" gelesen hat - auf Griechisch dann "Kyrios" bzw. "Gott" - und an dieser Stelle (rein äußerlich) tatsächlich der jüdischen Tradition folgte. Für die gegenteilige Behauptung gibt es keinerlei zwingenden Beweis - meines Erachtens noch nicht einmal einigermaßen gute Gründe, aus denen sich dies schlußfolgern ließe. (Daß die ZJ dies trotz mangelnder Begründung für sehr sicher halten und es ebenso sicher formulieren [z.B. eine Zwischenüberschrift: "Von Jesus und seinen Jüngern gebraucht"], ist zwar typisch für sie, ändert aber nichts an der Faktenlage.)

Der Gebrauch des Gottesnamens bei Jesu Jüngern

Wenn nun Jesus aber nicht den Gottesnamen ausgesprochen hat (oder es zumindest für nicht so zentral hielt), taten es seine Jünger entsprechend. Deswegen kann ich folgendem Satz nur zustimmen: "Logischerweise folgten Jesu Jünger, die inspirierten Schreiber der Christlichen Griechischen Schriften eingeschlossen, darin seinem Beispiel." (Zitat aus einem Brief eines ZJ an den Autor). Genau aus diesem Grund ist es für mich nicht verwunderlich, sondern nur selbstverständlich, daß im NT von "Vater", "Seinem Namen" und in den AT-Zitaten von "Herr" die Rede ist. Sprich: eine spätere Fälschung anzunehmen, ist völlig unnötig.

Der neutestamentliche Textbefund

Bekanntermaßen gibt es nicht einen einzigen Text im ganzen Neuen Testament, wo auch nur in einer Fußnote der Gottesname JHWH erwähnt würde. Selbst die allerfrühesten, uns im Moment zugänglichen Texte machen da keine Ausnahme. Als Origenes die Hexapla schuf, war es offensichtlich - zumindest teilweise - noch üblich, den Gottesnamen auszuschreiben und nicht mit KYRIOS zu ‚übersetzen'. Nun haben wir aber z.B. den Papyrus P46 aus dem Jahre 200 - der also einige Jahrzehnte älter ist, als Origenes' Hexapla. In ihm sind große Teile der Paulusbriefe und der Hebräerbrief erhalten. Und auch dieser Codex hat natürlich in allen AT-Zitaten KYRIOS stehen, so z.B. auch an der berühmten Stelle Röm 10,13 (Zitat aus Joel 3,5): "Denn "wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden"." Zu diesem Vers gibt es im griechischen NT absolut keine Anmerkungen, er ist also in allen uns bekannten Handschriften völlig identisch überliefert - und ist zudem identisch mit Joel 3,5 nach der LXX.

Wenn also das NT ursprünglich den Gottesnamen enthielt, er aber später durch "sogenannte ‚Christen'" in "Kyrios" geändert wurde, "als der vorhergesagte Abfall deutlich in Erscheinung getreten war und die Reinheit der christlichen Lehre korrumpiert hatte", wie es die ZJ behaupten, muß diese Änderung aber doch schon recht früh stattgefunden haben und nicht erst in irgendwelchen nicht näher definierten "späteren Jahrhunderten". Es muß vor der Abfassung von P46, also schon im 2. Jahrhundert passiert sein. Zudem müßte die Änderung extrem vollständig gewesen sein, da uns nicht der kleinste Textbefund überliefert ist. Weiterhin müßte die Gemeindezucht (oder was auch immer) so stark wie bei keinem anderen Konflikt gewesen sein, daß nicht ein Einziger es gewagt hat, dies auch nur mit einer Fußnote in irgendeiner Schrift zu erwähnen.

Frühe Kirchengeschichte

Wenn man sich aber vor Augen führt, mit welcher Konsequenz sich die Kirche gerade im zweiten Jahrhundert um die Bewahrung der rechten Lehre und der heiligen Schriften bemüht hat, und welchen breiten literarischen Niederschlag selbst kleine Konflikte gefunden haben, ist es doch mehr als unwahrscheinlich, daß eine derart großangelegte Textänderung aus rein dogmatischem Interesse und ohne jede Berechtigung in der Kirche zu keinerlei Konflikt geführt haben soll (oder daß ein vorhandener Konflikt so vollständig hat unterdrückt werden können - so etwas wäre wohl einmalig in der Kirchengeschichte). Ich behaupte damit nicht, daß die Kirche des 2. Jahrhunderts dogmatisch in allem immer richtig gelegen hat, daß es nie Verirrungen gegeben hat. Das hat es - Gott sei's geklagt. Aber es war nie geheim, es hat immer seinen schriftlichen Niederschlag gefunden. Und wenn wir weitergehen ins 3. Jahrhundert haben wir einen Origenes, der sich mit der ganzen Problematik ausführlich auseinandergesetzt und darüber geschrieben hat - auch er erwähnt eine kürzlich vollzogene Änderung der neutestamentlichen Handschriften mit keiner Silbe. Und Origenes war durchaus einer, dem es einigermaßen egal war, was andere Theologen dachten und der demzufolge theologisch zum Teil recht eigenwillige Wege ging. Oder soll dieser wissenschaftlich und sehr akribisch arbeitende Mann von der ganzen neutestamentlichen Textänderung einfach nichts gewußt haben? Dieser Gedanke ist doch äußerst unwahrscheinlich.

Jesus = Jahwe

Hier mögen noch ein paar kurze Beispiele folgen, aus denen deutlich wird, daß es (u.a.) das Ziel das NT's ist, zu zeigen, daß Jesus Jahwe ist, sprich, daß er Gott ist. Damit ist nicht gesagt, daß an allen Stellen, wo das AT von Jahwe redet, von Jesus die Rede ist. An einigen Stellen ist es aber nach der Lehre des Neuen Testamentes sehr wohl so. Dies ändert man auch nicht dadurch, daß man im NT in den AT-Zitaten "Jehova" übersetzt.

  • 4Mose 21,6-8 -> 1Kor 10,9 (dies ist kein AT-Zitat, was die Argumentation noch eindeutiger macht): Paulus schreibt: "Laßt uns auch nicht Christus versuchen, wie einige von ihnen ihn versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht." In 4Mose 21,6-8 ist von Jahwe die Rede. Wenn die ZJ nun in 1Kor 10,9 anstatt "Christus" (was im griechischen steht2) "Jehova" schreiben, so halte ich das schlichtweg für eine Fälschung des Textes aus rein dogmatischen Gründen - der Vers würde ja sonst schlecht ins eigene Konzept passen.
  • Jes 6,1-5.9.10 -> Joh 12,39-41 (Mt 13,13.14): Der Herr, den Jesaja in Jes 6,1 auf seinem Thron sitzen sieht, ist Jahwe Zebaoth (V. 3+5); zugleich ist es aber Jesus selbst, wie Johannes in Joh 12,41 (im Zusammenhang mit V. 36+37) unmißverständlich deutlich macht.
  • Jes 40,3 -> Lk 3,4-6: Daß der Herr und Heiland, dem Johannes der Täufer den Weg bereitet, Jesus ist, macht spätestens V. 16 klar.
  • Joel 3,5 -> Röm 10,13: Der ganze Abschnitt redet von Jesus und vom Glauben an ihn. Als Paulus dann auf die alttestamentlichen Belegstellen zu sprechen kommt, erwähnt er nochmals Jes 28,16 "Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden." Diesen Vers hatte er bereits in Röm 9,33 in Verbindung mit Jes 8,14 zitiert. Dabei setzt er den "Stein des Anstoßes" mit dem gleich, an den man glauben soll. Nach Röm 9,32 ist dabei klar, daß der "Stein des Anstoßes" niemand anderes ist, als Jesus selbst - und nach Jes 8,13 ist es Jahwe Zebaoth. Auch in Röm 10,12 ist es völlig klar, daß Jesus der erwähnte Herr ist. Und nach den oben erwähnten Stellen aus den Evangelien wundert es dann nicht mehr, daß Paulus ganz selbstverständlich Joel 3,5 zitiert und auf Jesus bezieht.
  • Der Durchbohrte ist Jesus (Sach 12,10): Im ganzen Abschnitt Sach 12 ist Jahwe der Redende (vgl. z.B. V. 4). In V. 10 ist es dann Jahwe, der von sich als von dem redet, "den sie durchbohrt haben". Niemand anders kann damit gemeint sein als Jesus. Er ist der, der durchbohrt wurde.
  • Name über allen Namen = Jesus (Phil 2,11): Gott hat seinem Sohn den Namen gegeben, der über allen Namen ist - und dieser Name heißt Jesus. (In der entsprechenden Parallelstelle Jes 45,23-25 stellt man dann fest, daß wiederum von Jahwe die Rede ist. Was hier von Jahwe ausgesagt wird, trifft auf Jesus zu.)
  • Kein anderer Name, um selig zu werden = Jesus (Apg 4,12 vgl. V. 10): Für ZJ hat der Name "Jehova" eine derart wichtige Stellung, daß man sie als geradezu heilsnotwendig bezeichnen kann. Das NT dagegen sagt, daß es nur im Namen "Jesus" Heil, also Vergebung der Sünden und ewiges Leben gibt, wie Apg 4,10-12; 10,43 und andere Stellen klar machen. Dem Namen "Jesus" wird im NT also ausdrücklich eine besondere Bedeutung beigemessen - dem Namen "Jehova" dagegen nicht.

Dies ist bei weitem keine vollständige Aufzählung - es könnten viele Stellen ergänzt werden.

Bibeltreue

Die ZJ vertreten eine klare Inspirationslehre: Sie sind der Überzeugung, daß die ganze Heilige Schrift völlig vom Heiligen Geist inspiriert ist - ich sehe das prinzipiell nicht anders. Aber gerade wenn man die Heilige Schrift völlig als vom Heiligen Geist eingegebenes Wort Gottes ansieht, empfinde ich es als kleingläubig, anzunehmen, daß Gott es zugelassen hat, daß die Bibel an vielen Stellen verfälscht worden sei - und das gerade, wenn ihm sein Name so wichtig ist. Es zeugt nicht von Gottvertrauen, im AT an etwa 150 Stellen den Namen "Jehova" einfach "wieder einzufügen", um so "die ursprüngliche Lesart wiederherzustellen"3. Und angesichts von Textänderungen wie in 1Kor 10,94 noch von "äußerst vorsichtig" zu reden, bedarf keiner näheren Kommentierung. Die Übersetzer wollten keine Exegese (= Auslegung) machen. Das haben sie auch nicht. Aber sie haben etwas viel Schlimmeres gemacht: Eisegese (griech. "eis" = hinein), sie haben Aussagen in den Text hineingelesen, die einfach nicht drin stehen, nur um die eigenen Lehren zu stützen.


Fußnoten:

1 vgl. Ernst G. Hoffmann und Heinrich v. Siebenthal, Griechische Grammatik zum Neuen Testament, Immanuel-Verlag CH-Riehen/BS, 1990, zweite, durchgesehene und ergänzte Auflage, § 296b

2 Mir ist nicht entgangen, daß es auch viele griechische Handschriften gibt, die an dieser Stelle "Kyrios" lesen. Da es sich aber trotz alledem um kein Zitat handelt, ist jede Änderung in "Jehova" dogmatische Willkür.

3 so nach dem Anhang der Neuen Welt Übersetzung, S. 1644

4 andere Beispiele:

  • Joh 14,14: aus "mich bitten" wird in der NWÜ "in meinem Namen bitten" - weil man Jesus nicht direkt bitten darf (oder warum sonst?)
  • Hebr 1,2+3: die NWÜ geht mit nichtvorhandenen Artikeln im Griechischen recht freizügig um, ohne dabei die Regeln der griechischen Sprache zu beachten: entweder der Artikel erscheint gar nicht, als bestimmter Artikel in eckigen Klammern, als unbestimmter Artikel oder sogar als bestimmter Artikel.
    • In Hebr 1,2 ist von "durch einen Sohn" die Rede. Nun ist es im Griechischen durchaus normal, daß nach einer Präposition (hier griech. "en") der Artikel vor dem folgenden Substantiv fehlt, das Substantiv aber trotzdem determiniert (= bestimmt) ist, also die Einfügung des unbestimmten Artikel "ein.." fehl am Platz ist. Zudem ist in Hebr 1,2 von Jesus die Rede. Und wer Jesus nur als einen Sohn Gottes unter vielen sieht, geht deutlich am neutestamentlichen Zeugnis vorbei. Daß dann Hebr 1,2 so übersetzt wird, wundert nicht mehr.
    • In Hebr 1,3 ist von "eine[r] Reinigung für unsere Sünden" die Rede. Die Konstruktion im Griechischen entspricht einer hebräischen, so daß es völlig normal ist, wenn vor "Reinigung" kein Artikel steht, vor "Sünden" steht er. (Im übrigen heißt es im Griechischen nicht "für unsere Sünden", sondern einfach "von den Sünden".) Zudem ist die Reinigung von Sünden durch Jesus nicht irgendeine unter vielen, sondern die Reinigung schlechthin (vgl. Hebr 9,26+28).