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Todesstrafe - allgemein
 
 
von Titus Vogt

Im Bund Gottes mit Noah lesen wir z.B. folgenden Satz: "Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht" (1Mose 9,6). Damit wird ganz grundsätzlich die Todesstrafe mit der Tatsache begründet, daß der Mensch Ebenbild Gottes ist und deshalb ein gesetzwidriges Töten kein Kavaliersdelikt ist, sondern dramatische Folgen haben muß. Später hat es dann im "Gesetz des Mose" detaillierte Bestimmungen gegeben, auf welche Verbrechen die Todesstrafe stand, wobei gleichzeitig deutlich wird, daß wohl in allen Fällen außer bei Mord eine Umwandlung der Todesstrafe in eine andere Strafe möglich (und vielfach wohl auch üblich) war (vgl. 4Mose 35,31-33; 3Mose 24,18+21; 2Mose 21,30; Spr 6,35).

Im Neuen Testament finden wir nun keine ausführliche Abhandlung zu diesem Thema, aber doch einige interessante Details. So hat Paulus z.B. für seine eigene Person die Todesstrafe akzeptiert, sollte er tatsächlich etwas "Todeswürdiges" getan haben (Apg 25,11). Etwas grundsätzlicher äußert sich Paulus zur ganzen Frage in dem Abschnitt über die Obrigkeit in Röm 13,1-7. Dort heißt es in Vers 4, daß die Obrigkeit "das Schwert nicht umsonst trägt" und sie zugleich "Gottes Dienerin" ist und "das Strafgericht" oder "den Zorn" Gottes "vollzieht". (Das griechische Wort, welches in Röm 13,4 mit "Strafgericht" und in Röm 12,19 mit "Zorn" übersetzt wird, ist identisch. Gott hat also einen Teil seines gerechten Zornes, einen Teil seines Strafgerichtes an die Obrigkeit delegiert.) Nun ist in diesem Abschnitt nicht explizit von "Todesstrafe" die Rede, allerdings ist der Begriff "Schwert" in diesem Zusammenhang ein deutliches Bild dafür. Es steht sicher grundsätzlich für das Gewaltmonopol des Staates, im engen Sinne aber eben auch für das letzte denkbare Mittel, die Todesstrafe.

Das Argument, Jesus hätte mit seinem Tod am Kreuz die Todesstrafe abgeschafft, wird immer wieder vorgebracht. Natürlich ist Jesus für alle meine Sünden gestorben, so daß selbst für einen Mord Vergebung bei Gott möglich wäre. Nur sind die irdische Gerichtsbarkeit und die Frage von Gottes Endgericht unterschiedliche Dinge. Die Tatsache, daß einem Menschen eine konkrete Sünde vergeben wurde, bedeutet doch noch lange nicht, daß er keine irdische Strafe mehr dafür bekommen darf oder soll. Und auch Wiedergutmachung (in den Fällen, wo sie möglich ist) ist doch keineswegs aufgehoben. Als Jesus bei Zachäus war und ihm alle Sünden vergeben hatte, war für Zachäus das Thema noch nicht beendet, sondern er leistete Wiedergutmachung (in direkter Anlehnung an 2Mose 21,37). Man könnte noch viele ähnliche Beispiele anführen - die Bibel ist voll davon. Wenn die o.g. These tatsächlich stimmen würde, wäre nämlich nicht nur die Todesstrafe abgeschafft, sondern im Grunde jede Art von Strafe, sei sie vom Staat verhängt, sei es von den Eltern den Kindern verordnet oder sei es Gemeindezucht. Wenn man aber nur sagen würde, daß bei Mord aufgrund von Jesu Tod ausnahmsweise 'nur' das Strafmaß herabgesetzt wird, müßte man sich die Frage stellen, wo das in der Bibel gelehrt wird, wo dafür die Maßstäbe sind.

Eine andere Frage wäre noch, ob man heute politisch für eine Wiedereinführung der Todesstrafe in unseren Ländern plädieren sollte. Einerseits kann ich diesem Gedanken einige positive Argumente abgewinnen. Andererseits haben wir im Moment weit eher das Problem, daß die Todesstrafe in Ländern praktiziert wird, die letztlich keine - nach biblischen Maßstäben - Rechtsstaaten sind und zudem die Todesstrafe häufig für Delikte verhängt wird, auf die in der Bibel definitiv keine Todesstrafe steht. In solchen Ländern wäre eine Abschaffung der Todesstrafe wahrscheinlich häufig das insgesamt gerechtere Mittel. Aber wie gesagt, das ist eine schwierige Diskussion.