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Umgang mit Katastrophen-Prognosen
am Beispiel des Jahr-2000-Problems1
 
 
von Titus Vogt

Ihre Hoffnung, daß Gott Seinem Volk Warnungen geben würde, falls es z.B. zu einem zeitweiligen Ausfall der Energieversorgung durch das Jahr-2000-Problem kommen sollte, ist durchaus berechtigt. Und tatsächlich sind auch mir keine prophetischen Warnungen diesbezüglich bekannt, ja mir sind selbst unseriöse "Prophetien" praktisch nicht zu Ohren gekommen. Das ist tatsächlich verwunderlich. Und auch unsere Verantwortlichen haben keine diesbezügliche "Mahnung" vom Herrn empfangen, so daß ich Ihnen damit nicht dienen kann. Aber ich möchte versuchen, Ihnen doch ein Stück "Aufklärung" anzubieten.

Da ich selbst intensiver Computer- und Internetnutzer bin, habe ich mich mit dem Jahr-2000-Problem - ein Stück weit notwendigerweise - seit geraumer Zeit auseinandergesetzt. Mir sind dabei drei Sichtweisen begegnet: herunterspielen, übertreiben und differenziert betrachten. Ich denke, daß nur der letzte Weg einigermaßen sinnvoll ist.

Es gibt leider Leute, die das Jahr-2000-Problem für kaum vorhanden ansehen. Solange solche Leute nicht in verantwortlichen Positionen sind, ist das m.E. nicht weiter schlimm. Sich selbst können sie mit einer solchen Position kaum schaden (außer, sie kaufen z.B. alte elektronische Geräte, die nicht Jahr-2000-kompatibel sind, und setzen somit Geld in den Sand). In der Wirtschaft sind es v.a. mittelständische Betriebe, die bislang wenig unternommen haben, um ihre Computer, Telefonanlagen etc. Jahr-2000-sicher zu machen. Da wird es aller Wahrscheinlichkeit nach zu einigen Pannen kommen.

Dann gibt es natürlich Leute, die fast den Weltuntergang kommen sehen und sich für lange Zeit auf Selbstversorgung einstellen (solche Leute gibt es - wie könnte es anders sein - v.a. in den USA). Aber auch hier gilt: Solange diese Leute nicht in hohen verantwortlichen Positionen sind, können sie nicht allzu viel Panik und möglichen Schaden anrichten.

Den Mittelweg - eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Problem - gehen m.E. die großen Unternehmen, aber auch die Politik - und nicht zuletzt wir in der ARCHE. Gerade die großen Konzerne haben seit vielen Jahren riesige Millionenbeträge in die Umstellung und Sicherung ihrer Systeme gesteckt (auch wir investieren gerade einiges, um unser Computernetzwerk sicher zu machen). Dazu zählt dann in der Regel auch ein Probelauf. So hat z.B. unser Hamburger Energieversorger im Frühjahr einen solchen Testlauf unternommen - und es hat keinerlei Probleme gegeben. Nach allem, was ich bislang vernommen habe, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering, daß es mit dem Strom in Deutschland am 01. Januar 2000 irgendwelche ernsten Probleme geben wird. In den meisten anderen westeuropäischen Ländern wird es ähnlich sein. Wie es allerdings z.B. in Rußland oder in Entwicklungsländern aussehen wird, bleibt abzuwarten.

Was heißt das nun konkret für den Einzelnen? Ich würde z.B. niemandem raten, den kommenden Jahreswechsel im Flugzeug zu verbringen - auch wenn ich nicht annehme, daß Flugzeuge reihenweise abstürzen werden. Ich würde auch nicht gerade einen Fahrstuhl benutzen. Andererseits ist es sicher sinnvoll, etwas Bargeld zu Hause zu haben, denn es ist nicht völlig auszuschließen, daß Geldautomaten oder Kassen, an denen man mit EC-Karte zahlen kann, sofort fehlerfrei arbeiten. Zudem ist es sicher nicht verkehrt, wenn man vielleicht ein paar mehr Lebensmittel zu Hause hat als üblicherweise (wobei ich länger haltbare Lebensmittel eher früher kaufen würde, da es durchaus sein kann, daß viele Leute kurz vor Silvester noch Hamsterkäufe tätigen, so daß manches dann ausverkauft sein kann).

Alles in allem wäre ich wirklich vorsichtig mit allzu pessimistischen Chaos-Vorstellungen. Mir ist eine Begebenheit aus dem Golfkrieg zur Lehre geworden. Kurz bevor der Bodenkrieg gegen den Irak Ende Februar 1991 begann, hörte ich im Radio (Deutsche Welle) eine Sendung über die möglichen Folgen des Krieges auf die Umwelt. Ein Wissenschaftler wurde gefragt, was denn passieren würde, wenn der Irak wie angekündigt bei einem Beginn des Bodenkrieges die kuwaitischen Ölquellen anzünden würde. Er antwortete, daß es wissenschaftlich völlig klar sei, daß dies katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt haben würde, nicht nur auf die Golfregion, sondern weltweit: Das Klima würde sich sehr schnell und deutlich verändern, in einem mehre hundert Kilometer breiten Streifen rings um die Erde würde es eine schwarze Wolke geben (von dem Ruß), die Jahre brauchen würde, um sich aufzulösen, und auch auf die Meere würden diese Brände ungeahnte Folgen haben. Ich war damals sehr erschüttert und fragte mich, ob man nicht allein aus diesem Grunde diesen Bodenkrieg gar nicht anfangen dürfte (unabhängig von der Frage, ob dieser Krieg moralisch richtig oder falsch war). Es kam zum Bodenkrieg, die Ölquellen gingen zu Tausenden in Flammen auf und brannten ziemlich lange, so weit ich mich erinnere viele länger als ein halbes Jahr. Und es hat natürlich große Schäden an der Umwelt gegeben. Aber das Horrorszenario, welches der Wissenschaftler als wissenschaftlich völlig eindeutig auf uns zukommen sah, ist in der angekündigten Weise nicht im Mindesten eingetreten. Dies hat mich vorsichtig gemacht im Umgang mit "eindeutigen, sicher eintreffenden" Prognosen.

Abschließend möchte ich einfach nur sagen: Wer mit entsprechender elektronischer Technik zu tun hat und vor allem, wenn er dafür verantwortlich ist, sollte das Jahr-2000-Problem nicht auf die leichte Schulter nehmen. (Und - Gott sei Dank! - hat unser Herr Christen wie Nichtchristen auch technischen Verstand gegeben, so daß manche Fachleute sogar in verhältnismäßig kurzer Zeit noch vieles umstellen und sicher können.) Einem Privatmann möchte ich aber von der praktischen Seite her nicht viel mehr raten, als das, was ich oben beschrieben habe. Im übrigen sind wir als Christen natürlich in der guten Situation, daß wir wissen, daß es einen Gott im Himmel gibt, der alle Macht hat, dem deshalb nichts aus seiner Hand gleitet - und den wir noch persönlich kennen als unseren liebenden Vater. Dieses Wissen schenkt Ruhe und Gelassenheit. Auch in Bezug auf das Jahr-2000-Problem gilt letztendlich die große Wahrheit aus Röm 8,28: "Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluß berufen sind."


Fußnoten:

1 Ein Brief vom 30.07.1999